Die weisse Hexe by Ilona Maria Hilliges

Die weisse Hexe by Ilona Maria Hilliges

Autor:Ilona Maria Hilliges
Die sprache: eng
Format: epub


In Ejinrin am Rand des Regenwalds, der sich entlang der Bucht von Benin hinter Mangrovensümpfen und breiten Lagunen Hunderte von Kilometer entlang der Küste erstreckte, fand Abiola zielsicher, was wir suchten - Kanus. Lange ausgehöhlte Baumstämme, die je nach Größe von einem oder mehreren Einheimischen gelenkt wurden.

Abiolas Begleitung (und natürlich die Anwesenheit der Doggen) ersparte uns einen Wächter für die Autos, dessen Anmietung dringend empfohlen worden war. Victors Jaguar hätte in seiner Abwesenheit mit Sicherheit einen neuen Besitzer gefunden ... Wir ließen Abiola, der sich mit den Dialekten wesentlich leichter tat, für uns den Preis eines Tagestrips inklusive zwei Paddlern aushandeln.

Während Abiola noch feilschte, kam ein junger, ziemlich muskulöser Bursche auf uns zu. Das heißt - er kam auf Monika zu, meine hübsche 19jährige Schwester. Der schlaksige Kerl winkte ihr zu, und Monika folgte der Einladung. Der junge Mann verfügte über ein etwa sechs Meter langes Kanu.

„Spezial-Preis für dich und deine Freunde“, sagte er auf Pidgin-Englisch.

„Ilona, komm doch mal!“

Der Bursche verstand sein Handwerk. In seinem Kanu lagen bereits ein paar Kissen, und sein Freund drückte Monika ohne viele Umschweife einen breitkrempigen Strohhut auf den Kopf. Ich mußte nicht lange warten und bekam auch einen. „Schutz gegen die Sonne“, sagte der Junge. Das klang einleuchtend. Als er Victor ebenfalls einen Hut in die Hand drückte, kam Abiola mit seinem Bootsmann zu spät - wir entschieden uns für Eze, wie der sportliche Knabe hieß.

Sein Freund, den er als Chidi vorstellte, war zwar wesentlich weniger redselig, bereitete aber unterdessen das Boot - man nennt

espiroge-lür den Trip vor. Auf den Boden streute er Gras, auf das er Schilfmatten legte. Eze schleppte unsere zwei Kühlboxen mit Essen und Getränken vom Jaguar zum Schiff. Abiola, der Mediziner, hatte uns ermahnt, feste Schuhe zu tragen, da man sich über das Wasser mit Bilharziose infizieren kann. Monika und ich trugen deshalb Sportschuhe, Victor edle italienische Schnürschuhe zum obligatorischen baumwollweißen Leinen-Outfit. Daß die teuren Klamotten nach diesem Trip Schrottwert hatten, ist natürlich nur die kleinkarierte Anmerkung einer peniblen Deutschen. Victor dachte in anderen Dimensionen; solche Dinge waren nebensächlich.

Die Kleidung war in dem schmalen Boot mit dem gerundeten Boden allerdings meine geringste Sorge: Die Bedenken einer Nicht-schwimmerin gelten in solchen Situationen eher der Frage, ob sie lebend wieder an Land kommt ... Das dunkle Wasser mit seinem leicht modrigen Geruch, die vielen verschiedenen Grüntöne der Bäume und das lautlose Dahingleiten ließen mich meine Befürchtungen bald vergessen.

Vögel mit buntschillerndem Gefieder, die krächzende, pfeifende, lockende Laute ausstießen, durchbrachen die Stille. Wie ein dichter Vorhang verbarg das rankende Grün der Bäume das Innere des Regenwaldes. In schmalen Seitenarmen blinkten wie bei einem verbotenen Blick durchs Schlüsselloch farbenprächtige Wasserblumen.

Hin und wieder sahen wir Fischer, die ihre Netze in weitem Bogen ins Wasser warfen. In einem Seitenarm beobachtete ich einen, der eine eigentümliche Methode hatte, Fische anzulocken: Er streute zuerst ein Pulver auf die Wasseroberfläche. Ich fragte den vor mir gleichmäßig paddelnden Eze, ob das eine rituelle Handlung sei. Und bekam eine Antwort, die ich damals für einen Witz hielt: „Nein, Miß, das betäubt die Fische.



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